Gibt es eine kritische Phase für den Zweitspracherwerb und können Erwachsene deren Einschränkungen überwinden? Diese Studie untersucht die Fundamental Difference Hypothesis, die besagt, dass Kinder Sprache implizit lernen, während sich Erwachsene auf Problemlösungsfähigkeiten und analytische Reflexion verlassen. Die Hypothese legt nahe, dass eine hohe verbale analytische Fähigkeit es einigen Erwachsenen ermöglichen wird, nahezu muttersprachliche Kompetenz zu erreichen, diese Fähigkeit jedoch den Erfolg von Kindern im Lernalter nicht signifikant vorhersagen wird. Die Studie untersuchte 57 ungarischsprachige Einwanderer und ergab, dass nur sehr wenige Erwachsene bei einem Grammatikalitätsurteilstest Ergebnisse erzielten, die mit denen von Kindern vergleichbar waren. Die Erwachsenen, die hohe Punktzahlen erzielten, zeigten auch ein hohes Maß an verbaler analytischer Fähigkeit. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die wenigen Erwachsenen, die gut abschnitten, ein hohes Maß an verbaler analytischer Fähigkeit zeigten, während diese Fähigkeit kein wichtiger Prädiktor für Kinder im Lernalter war. Diese Entdeckung untermauert die Schlussfolgerungen von Johnson und Newport (1989) und bietet eine Interpretation für die scheinbaren Inkonsistenzen in ihren Ergebnissen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Hypothese der kritischen Phase, wenn sie auf implizite Lernmechanismen beschränkt ist, ohne Ausnahmen gelten kann. Durch die Konzentration auf implizites Lernen bietet diese Studie ein differenziertes Verständnis der Alterseffekte beim Zweitspracherwerb.
Diese in Studies in Second Language Acquisition veröffentlichte Forschung ist direkt relevant für den Kernfokus der Zeitschrift auf die Prozesse, die am Erwerb einer zweiten Sprache beteiligt sind. Die Untersuchung der Hypothese der kritischen Phase und der Rolle analytischer Fähigkeiten trägt zum Verständnis grundlegender Aspekte des Zweitsprachenlernens bei.