Sind Schmerzerfahrungen für Männer und Frauen unterschiedlich? Dieser Übersichtsartikel untersucht Geschlechtsunterschiede in der Schmerzwahrnehmung und untersucht sowohl experimentell verabreichte Reize als auch endogene Schmerzzustände. Bei somatischen Reizen weisen Frauen häufig niedrigere Schwellenwerte, eine größere Unterscheidungsfähigkeit, höhere Schmerzbewertungen und eine geringere Toleranz auf als Männer, so die Autoren. Diese Unterschiede sind jedoch gering, kontextabhängig und werden von Faktoren wie Krankheitszustand und experimenteller Umgebung beeinflusst. Bei endogenen Schmerzen berichten Frauen über mehr Mehrfachschmerzen in mehr Körperregionen. Einige schmerzhafte Erkrankungen sind bei Frauen häufiger, andere bei Männern, und die Symptompräsentation kann sich je nach Geschlecht unterscheiden. Geschlechtsunterschiede in den Einstellungen beeinflussen auch die Berichterstattung, Bewältigung und Behandlungsreaktionen. Trotz dieser beobachteten Unterschiede ist der auffälligste Aspekt das allgemeine Fehlen größerer Geschlechtsunterschiede bei den berichteten Schmerzen. Biologische Unterschiede deuten jedoch auf starke geschlechtsbezogene Variationen in den zugrunde liegenden Schmerzmechanismen hin. Diese Erkenntnisse verdeutlichen das komplexe Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren bei der Gestaltung von Schmerzerfahrungen, da diese Schmerzerfahrungsdaten selbstberichtend sind, wird die menschliche Psychologie ebenfalls zu einem Faktor.
Dieser im Behavioral and Brain Sciences veröffentlichte Übersichtsartikel steht im Einklang mit dem Fokus der Zeitschrift auf der Erforschung des Zusammenspiels von Verhalten, Gehirnfunktion und Kognition. Die Untersuchung von Geschlechtsunterschieden in der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung trägt zum Verständnis bei, wie biologische und psychologische Faktoren interagieren, um die menschliche Erfahrung zu gestalten, ein zentrales Thema der Zeitschrift.