Basiert die Darstellung rituellen sexuellen Missbrauchs auf Beweisen oder auf einer Verschwörung? Dieser klinische Artikel befasst sich mit der polarisierten Debatte um rituellen sexuellen Missbrauch an Kindern und betont die Notwendigkeit evidenzbasierter Praktiken sowohl in der Behandlung als auch im wissenschaftlichen Diskurs. Der Autor untersucht kritisch Fachliteratur, öffentliche Untersuchungsberichte und Medienberichterstattung und enthüllt eine Verschwörungserzählung, die in bestimmten Psychotraumatologie-Kreisen und in den sozialen Medien vorherrscht. Diese Erzählung behauptet ein riesiges Netzwerk von Tätern, die Kindern in rituellen Kontexten schwere Gewalt zufügen. Die unkritische Akzeptanz von Konzepten wie „Gehirnwäsche“ hat zu Misshandlungen von Patienten und einem grundlegenden Misstrauen gegenüber ihren Aussagen geführt. Dieser Ansatz birgt das Risiko, gefährdeten Patienten weiteren Schaden zuzufügen, was den Grundprinzipien der medizinischen Ethik widerspricht. Der Artikel plädiert für einen ausgewogenen, evidenzbasierten Ansatz, um das Wohlergehen der von Traumata Betroffenen zu gewährleisten und die Verbreitung schädlicher und unbegründeter Überzeugungen zu vermeiden.